Bei der Berufsweltmeisterschaft der jungen Dachdecker in St. Gallen/Schweiz holt das österreichische Team Flachdach eine Goldmedaille in den Hauptbewerben und den Sieg im Kürbewerb bei der Abdichtung. Das österreichische Team Steildach ergatterte zudem eine Silbermedaille in den Hauptbewerben bei den Dachdeckungen.
Die Berufsweltmeisterschaften des IFD fanden vom 09. bis 12. November 2022 in St. Gallen/Schweiz statt. 30 Handwerkteams aus 11 Ländern wetteiferten in vier Fachdisziplinen um einen Platz auf dem Podest. Drei Tage lang kämpften dabei jeweils Zweierteams an einem Übungsobjekt in den Hallen der Olma Messe. Die Wettkämpfe fanden in den Disziplinen Abdichtung, Dachdeckung, Fassade und Metalldeckung statt. Zur Aufgabe gehörten unter anderem die Konstruktion gut gedämmter Steildach- oder Flachdachabschnitte sowie das Erstellen einer Küraufgabe. „Dadurch konnten die Wettbewerbsteilnehmer beweisen, auf welch einem modernen, energieoptimierten Stand sich das Bauhandwerk inzwischen bewegt“, erklärt Beat Hanselmann, Vorsitzender der Fachjury. Pro Fachrichtung waren drei Experten aus verschiedenen Ländern damit beauftragt, die Konstruktion nach handwerklicher Präzision, Sauberkeit und Materialeffizienz zu bewerten.
Patrick Jäger Nemec von der Firma Jäger aus Lauterach und Fabian Mächler von der Firma Peter Dach aus Koblach, heißen die neuen Weltmeister in der Kategorie Abdichtung. Sebastian Knapp von der Firma Ebner aus Salzburg und Johannes Latzenhofer von der Firma Schütz aus Niederösterreich holen den Vizeweltmeister in der Kategorie Dachdeckung. Das große handwerkliche Können, Perfektion und Präzision, sowie ein außergewöhnlich hohes Arbeitstempo führten zu diesem Titel.
Patrick Jäger Nemec von der Firma Jäger aus Lauterach und Fabian Mächler von der Firma Peter Dach aus Koblach, holten sich zudem in der Kategorie Küraufgabe / Abdichtung auch noch den Sieg. Deren saubere Verarbeitung und das kreative Werken ermöglichten diesen Erfolg.
Dass die beiden österreichischen Teams so gut abgeschnitten haben, liegt auch an der ausgezeichneten und akribischen Vorbereitung der Teams. Die vier Handwerker haben ausgezeichnete Leistungen gebracht. Das Team Dachdeckung wurde von den Trainern Markus Geist aus Doren und Martin Meusburger aus Egg ausgebildet und begleitet. Das Team Flachdach wurde von Peter Amann aus Hohenems als Mentor trainiert und zur WM begleitet. Die Räumlichkeiten für das Trainingslager wurden von der Firma Sika Österreich GmbH zur Verfügung gestellt. Zahlreiche Sponsoren ermöglichten das hervorragende Abschneiden der beiden Teams.
Im Gespräch mit den erfolgreichen Jungs
Die IFD WM 2022 war für Österreich ein voller Erfolg. Daher wollten wir vom Spengler Fachjournal natürlich auch die siegreichen Teilnehmer zu Wort kommen lassen und haben ihnen einige Fragen gestellt.
TEAM FLACHDACH
Lieber Patrick, lieber Fabian! Wir gratulieren euch ganz herzlich zum Sieg bei der IFD-Dachdeckerweltmeisterschaft in der Kategorie Flachdach. Wie hat euch die Veranstaltung gefallen und welche Aufgabe hattet ihr als Team zu bewältigen?
Patrick Jäger Nemec: Die Veranstaltung hat mir sehr gut gefallen, die Organisation vor, während und nach den Bewerben war top. Der Flachdach-Bewerb beziehungsweise die „28. Weltmeisterschaft Abdichtungen“ bestand aus drei Aufgaben: Am ersten Wettbewerbstag musste eine Bitumenabdichtung mit komplettem Aufbau von der Dampfsperre bis zur abgeschotteten Entwässerung und einem Lamilux Flachdachfenster mit Flüssigkunststoff-Anschluss erstellt werden. Am zweiten Tag mussten wir eine Kunststoffabdichtung mit komplettem Aufbau, von der Dampfsperre bis zur abgeschotteten Entwässerung, einem kniffligen Dunstrohr und einem Velux Flachdachfenster fertigen. An Tag drei, dem „Bewerb des Präsidenten“, war eine Küraufgabe mit Triflex Flüssigkunststoff zu bewältigen. Hier ließen wir uns etwas ganz Besonderes einfallen und bauten einen Golfplatz vor der „Skyline“ Innsbrucks nach.
Fabian Mächler: Vielen Dank! Die Veranstaltung war überwältigend, vor allem so viele Fachleute auf einem Fleck zu sehen, die alle für dieselbe Sache brennen, hat mich sehr fasziniert. Die Aufgabe war klar definiert, das erste Modell war eine Abdichtung in Bitumen mit diversen Anschlüssen, Einfassungen, Ecken etc. Eine Abdichtung mit einer Kunststofffolie wurde als Aufgabe beim zweiten Modell gestellt. Dabei war es auch eine Herausforderung, die Modelle in der vorgegebenen Zeit fertig zu bekommen.
Ihr habt sehr intensiv für die WM trainiert. Wie liefen die Vorbereitungen und wie war die Zusammenarbeit mit eurem Trainer Peter Amann?
Patrick Jäger Nemec: Das Training war tatsächlich sehr herausfordernd, die letzten zwei Monate standen ganz im Zeichen der WM. Im Team mit Fabian harmonierte es von Beginn an und unser Mentor Peter Amann war ein exzellenter Betreuer. Mit Peters Hilfe konnten Fabian und ich das Beste aus uns herausholen und uns perfekt ergänzen. Das freundschaftliche Verhältnis im Team und die lehrreichen Erfahrungen machen die WM-Vorbereitung für mich unvergesslich.
Fabian Mächler: Die Vorbereitungszeit gestaltete sich als sehr intensiv, wir haben wirklich sehr viel geübt. Aber es hat sich am Ende gelohnt und mit unserem Trainer Peter Amann wurde die Vorbereitung auch ein bisschen einfacher.
Was sind die besonderen Herausforderungen, wenn man bei so einem Wettkampf als Team antritt?
Patrick Jäger Nemec: Dank der harmonischen Vorbereitung und der großen fachlichen Kompetenz fühlten wir uns bestens auf die Bewerbe vorbereitet. Ein kleines Restrisiko durch die Nervosität blieb natürlich, schlussendlich waren diese Befürchtungen jedoch unbegründet.
Fabian Mächler: Man muss sich zu 100% auf den Teamkollegen verlassen können und dabei muss die Kommunikation auch stimmen. Zeitdruck, Kommunikation, Verlässlichkeit, die richtige Einteilung des Teams – das sind die Erfolgsfaktoren.
Wenn du einen Blick in die Zukunft wagst, wie sehen deine nächsten Ziele aus und wo siehst du dich in 5 Jahren?
Patrick Jäger Nemec: Mein nächstes großes Ziel ist der Spenglermeister-Kurs im Jänner 2023, den ich gleich wie den Dachdeckermeister-Kurs mit bestmöglichem Erfolg abschließen möchte. In 5 Jahren möchte ich mit gleich viel Freude wie heute am Dach stehen und selbstverständlich noch immer im Familienbetrieb tätig sein.
Fabian Mächler: Ich bin offen für neue Herausforderungen und ich bin mir sicher, dass sich in nächster Zeit bei der Firma PETER Dach etwas ergeben wird.
Warum würdest du anderen Jugendlichen empfehlen, den Beruf des Dachdeckers zu wählen und was macht für dich den Reiz des Dachdeckerhandwerks aus?
Patrick Jäger Nemec: Ich würde Jugendlichen den Beruf als Dachdecker ans Herz legen, weil man jeden Abend sieht, was man geleistet hat und dadurch eine große Zufriedenheit erfährt. Zudem ist die Arbeit abwechslungsreich, der Verdienst ist sehr gut und nicht zuletzt hat man eine tolle Aussicht. Für mich persönlich liegt der Reiz darin, dass ich ständig wechselnde Herausforderungen meistern muss und dadurch jeden Tag gemeinsam mit meinen Arbeitskolleg:innen dazulerne.
Fabian Mächler: Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit sehen viele durch ihren Schreibtischjob gar kein Tageslicht. Sie gehen im Dunkeln zur Arbeit und kommen im Dunkeln auch wieder nach Hause. Bei uns im Beruf gibt es das nicht! Wir Arbeiten an der frischen Luft und sind immer in Bewegung, das macht mir richtig Freude. Zudem ist mein Beruf sehr abwechslungsreich und es macht Spaß in einem tollen Team zu arbeiten.
TEAM STEILDACH
Lieber Sebastian, lieber Johannes! Wir gratulieren euch ganz herzlich zum zweiten Platz bei der IFD Dachdeckerweltmeisterschaft in der Kategorie Steildach. Wie hat euch die Veranstaltung gefallen und welche Aufgabe hattet ihr als Team zu bewältigen?
Sebastian Knapp: Danke für die Gratulation! Von Seiten des Veranstalters war alles perfekt organisiert. Unser Hotel war in unmittelbarer Nähe der Messehalle, alle Materialien und Geräte waren vor Ort. Im Zweierteam mussten wir an zwei Tagen bei zwei unterschiedlichen Modellen den kompletten Dachaufbau herstellen, vom Kleben der Dampfbremse bis zum Eindecken mit Eternit und Biberschwanz. Auch war bei beiden Modellen ein Dachfenster einzubauen.
Am dritten Tag, beim Kürmodell, hatten wir die Aufgabe, nach unseren Vorstellungen eine Dachfläche mit Gaube mit Naturschiefer einzudecken.
Johannes Latzenhofer: Allgemein war die Weltmeisterschaft eine besonders aufregende Zeit mit vielen Herausforderungen, neuen Bekanntschaften sowie Freundschaften und schönen Momenten im Team. Besonders die Anwesenheit meiner Familie und meiner Vorgesetzten bereitete mir Freude. Aufgrund der guten Organisation konnte ich nach den erfolgreich gemeisterten Aufgaben die Zeit genießen.
Im Team mussten wir an drei Tagen verschiedene Aufgaben bewältigen. Am ersten und zweiten Tag war die Aufgabenstellung ein kompletter Dachaufbau inklusive der Eindeckung mit Biberschwanzziegel und Eternitplatten. Der dritte Tag war von der Küraufgabe geprägt. Hier durften wir im Team gemeinsam mit den Mentoren ein Dach mit Naturschiefer frei gestalten.
Ihr habt sehr intensiv für die WM trainiert. Wie liefen die Vorbereitungen und wie war die Zusammenarbeit mit euren Trainern Markus Geist und Martin Meusburger?
Sebastian Knapp: Insgesamt trainierten wir sechsmal zwei Tage in Vorarlberg. Zwei Tage trainierten wir in der Berufsschule in Hallein. Die Zusammenarbeit mit unseren beiden Mentoren war perfekt. Wir konnten von ihnen sehr viel lernen und von ihren Erfahrungen profitieren. Sie standen uns auch beim Wettkampf mit Rat und Tat zur Seite.
Johannes Latzenhofer: Wir hatten eine sehr intensive und anstrengende Vorbereitungszeit, welche jeweils durch produktive und entspannte Nachbesprechungen abgerundet wurde. Ich empfand das gemeinsame Trainieren als sehr harmonisch. Besonders die Zusammenarbeit mit unseren Mentoren war von Sympathie geprägt. Wir befanden uns sozusagen auf einer Wellenlänge.
Was sind die besonderen Herausforderungen, wenn man bei so einem Wettkampf als Team antritt?
Sebastian Knapp: Wir lernten uns erstmals bei der Ausscheidung kennen. Trotz kurzer Vorbereitungszeit wuchsen wir zu einem starken Team zusammen, da sowohl unsere Fachkenntnisse als auch unsere Arbeitsgeschwindigkeit und die Genauigkeit beim Arbeiten sehr ähnlich waren. Dass das alles so reibungslos funktionierte, war nicht selbstverständlich und natürlich auch eine Herausforderung.
Johannes Latzenhofer: Besonders wichtig ist es, die eigenen Stärken und Schwächen und die des Teamkollegen kennenzulernen. Demensprechend haben wir uns im Team gut ergänzt und ich konnte mich auf meinen Teamkollegen Sebastian und seine Fähigkeiten verlassen. Das ist ein wichtiger Grundstein, um eventuelle Meinungsverschiedenheiten schnell beseitigen zu können.
Wenn du einen Blick in die Zukunft wagst, wie sehen deine nächsten Ziele aus und wo siehst du dich in 5 Jahren?
Sebastian Knapp: Ich werde sicherlich diesem Beruf treu bleiben und möchte mich darin weiter fortbilden und ihn so lange wie möglich ausüben. Ich arbeite gerne im Freien und kann mir eine Arbeit in einem Büro nicht vorstellen. Einen Abschluss mit einer Meisterprüfung schließe ich nicht aus, wenn es die Zeit zulässt.
Johannes Latzenhofer: Das ist eine schwierige Frage, da ich mein letztes Ziel erst kürzlich mit der Teilnahme an der Weltmeisterschaft und dem Erreichen des Vizeweltmeistertitels verwirklichen konnte. Da ich sehr glücklich in meinem Beruf als Dachdecker und Zimmermann bin, sehe ich mich auch in 5 Jahren diese Tätigkeit ausüben. Welches konkrete Ziel ich mir für die weitere Zukunft setze, ist mir noch nicht ganz klar. Ich bin jedoch für verschiedene Weiterbildungen, die meinen Beruf betreffen, offen.
Warum würdest du anderen Jugendlichen empfehlen, den Beruf des Dachdeckers zu wählen und was macht für dich den Reiz des Dachdeckerhandwerks aus?
Sebastian Knapp: Der Beruf ist vielseitig, die Lehre ist spannend und abwechslungsreich, jede Baustelle ist anders und bringt neue Herausforderungen. Man lernt viele verschiedene Materialien und deren Bearbeitung kennen, außerdem sind Fachkräfte gefragt und werden dementsprechend gut bezahlt. Handwerk hat goldenen Boden, der Beruf ist darüber hinaus zukunftssicher.
Johannes Latzenhofer: Für eine Dachdeckerlehre sprechen viele Gründe. Es handelt sich um einen vielseitigen und abwechslungsreichen Beruf, der eine körperliche Betätigung an der frischen Luft bietet und es einem ermöglicht, viele tolle Ausblicke zu genießen. Bereits in jungen Jahren können wertvolle Berufserfahrungen gesammelt werden. Für mich stellt dieser Beruf einen sicheren Arbeitsplatz dar und ich identifiziere mich mit diesem Handwerk. Besonders das gemeinsame Arbeiten im Team und die unterschiedlichen Materialien heben für mich den Beruf hervor.
Ein großes Danke gilt den Sponsoren (in alphabetischer Reihenfolge):
Amann die Dachmarke – Unterstützung bei der Ausscheidung
Belluti Innsbruck – Trainingsmaterial
BMI – Isolierung, Unterspannbahn und Dachziegel
Büsscher und Hoffmann – Unterstützung bei der Ausscheidung
Eternit – Deckmaterial
Facona – Anzüge
Fakro – Dachflächenfenster
Flumroc – Isolierung
Haberkorn – Werkzeuge, Akkugeräte
Hirscher Industrie-Systeme – Werkzeug für die Bitumenverschweißung
Lamilux – Flachdachfenster
Pfanner – Arbeitskleidung
Prefa – Bleche
Pümpel – Gutex Unterspannplatten
Schütze – Arbeitsschuhe
Sika Österreich – Räumlichkeiten, Verpflegung, Trainingsmaterialien, Unterstützung bei der Ausscheidung
Silicon Express – Silikon
Slama – Spengler Werkzeuge
Tischlerrohstoff – Unterstützung bei der Ausscheidung
Triflex – Räumlichkeiten, Verpflegung, Trainingsmaterialien, Unterstützung bei der Ausscheidung
Velux – Dachflächenfenster
Wirtschaftskammer Österreich
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